Genug ist nicht genug
Eine Komödie von Nick Walsh
Regie: Günther Lorreng
Samstag, den 25. Januar 2015
und Sonntag, den 26. Januar 2015
Aufführungen im Treffpunkt Hauset
(Mehrzweckhalle)
Grenz-Echo Artikel vom 28. Januar 2015
Theater: Gaudium mit „Genug ist nicht genug“
Zum Lachen und zum Nachdenken
Von Elli Brandt
Hauset
Familienfeste sind eine Fundgrube für Stückeschreiber. Schön, wenn dabei eine Komödie herauskommt, in der man als Zuschauer spürt, wie die Protagonisten leiden und dennoch ein Lachen nicht unterdrücken können. So ein Stück hat sich das Hauseter Theater Gaudium ausgesucht und es exzellent auf die Bühne gebracht.
„Genug ist nicht genug“ heißt die Komödie von Nick Walsh und sie erstickt nicht in Klamauk und nicht in Boulevard. Es wird nicht wild gewirbelt, und dennoch geht es hoch her. Eine ganz schöne Herausforderung für ein Laientheater. „Wir haben seit September auch ganz schön viel geübt“, verrät Regisseur Günther Lorreng.
Es hat sich gelohnt: Die fünf Darsteller strahlten beim Auftritt am vergangenen Wochenende Sicherheit aus, vermittelten Leichtigkeit.
Manchmal blieb das Lachen im Hals stecken.
Lange Dialoge und dennoch Tempo. Das Telefon klingelt ständig. Immer mehr geladene Gäste sagen ab. Geburtstagskind Erich (Oliver Kirschvink) überspielt seine Verzweiflung mit Action: Blumensträuße in die Ecke schmeißen, Müllentsorgungsvorschriften verbal zerpflücken, Whiskey trinken. Die einzigen Gäste, die eintreffen, sind seine Schwägerin Evelyn (Julia Theissen) und sein Schwager Hagen (Jannis Mattar). So ist nur die engste Familie um die lange festlich gedeckte Tafel, die die Bühne dominiert, versammelt.
Aus der Familienkiste holt Erich die Munition für seine verbalen Attacken. Vor allem Macho Erich und Tollpatsch Hagen liegen im Clinch. Hagen, die Karikatur eines überkorrekten Beamten, reizt Erich zu immer heftigeren Angriffen. Erich Ehefrau Helga (Anne Renardy) macht einen Schlichtungsversuch: „Wir machen uns einen netten Abend mit der Familie.“ Ihre Naivität facht das Gefecht nur noch an. Schwägerin Evelyn beweist, wie ihre Zwischenbemerkungen verraten, dass sie in Sachen Zynismus und Gemeinheiten Ekel Erich durchaus Paroli bieten könnte, aber sie traut sich nicht ganz.
Die Attacken werden zunehmend gemeiner. Erich nennt seine Ehefrau Schlampe, befiehlt: geh‘ in die Küche. Das Publikum johlt und klatscht. Doch manchmal bleibt das Lachen im Hals stecken und im Saal ist „oh weh“ zu hören. Das Geschehen auf der Bühne nähert sich dem Showdown. Und der kommt auch: Helga schmettert die Käseplatte auf den Kopf ihres Gatten. Hagen landet, mit der Tischdekoration geschmückt, unter der Festtafel.
Dem Höhepunkt der Eskalation folgt die Deeskalation. Doch das Stück trägt ja den Titel „Genug ist nicht genug“. Als Überraschungsgast erscheint Schwiegermutter Hetti (Palmyre Keutgen). Sie versucht, mit bunten Plastikhütchen für jeden den Zwist zu überdecken. „Wir sind eine ganz normale Familie“ verkündet sie. Erleichtertes Aufatmen bei den Zuschauern, die sich wohl in manchen Passagen an eigene Geburtsfeiern erinnert fühlten.
Und es gibt ein Fast-Happyend. Im vereinten Gegenangriff demontiert die Familie Macho Erich. Die Zuschauer erfahren, dass er beruflich vor der Pleite steht. Subtil offenbaren alle Familienmitglieder ihre Schwächen und die biedere Hausfrau zeigt endlich Stärke, fragt nicht mehr: Was habe ich bloß falsch gemach? Alle Darsteller bleiben überzeugend in ihrer Rolle.
„Ein Stück, bei dem man lachen kann, aber es bietet auch Stoff zum Nachdenken“, so ein begeisterter Zuschauer. Auch die Jury, die über die Einstufung bestimmt, war offensichtlich begeistert. Sah sich die Vorstellung am Samstag an und urteilte: Die Theatergruppe Gaudium bleibt in der ersten Kategorie.
Wer „Genug ist nicht genug“ am vergangenen Wochenende in Hauset verpasst hat, hat am 22. März die Gelegenheit es zu sehen.
Im Rahmen der Aktion Menschen für Menschen wird es um 17 Uhr im Triangel in St.Vith aufgeführt.