“Dinner für Spinner” – Grenz-Echo Bericht

Dinner für Spinner

(Le dîner de cons)
Eine schräge, rasante französische Komödie
von Francis Veber
Regie: Günther Lorreng

Samstag, den 28. Januar 2017
und Sonntag, den 29. Januar 2017
Aufführungen im Treffpunkt Hauset
(Mehrzweckhalle)
Sonntag, den 19. März 2017
Aufführung in Triangel Sankt Vith
zugunsten von
“Menschen für Menschen Belgien VoG”

Grenz-Echo vom 31. Januar 2017

Laienbühne

Theater Gaudium: Reiner Text im reinen Spiel

„Wer ist hier eigentlich der Freak?“. Diese Frage stellt sich beim „Dinner für Spinner“ des französisch-armenischen Erfolgsautors Francis Veber, das das Theater Gaudium dieses Jahr auf den Spielplan setzte.

Von Klaus Schlupp

Der arrogante Verleger Pierre Brochant (Jannis Mattar) und seine Freunde machen es sich zum Spaß, jeden Dienstag ein Dinner zu veranstalten, zu dem sie einen Sonderling einladen, um diesen richtig vorzuführen. Das perfekte Opfer scheint François Pignon (David Peters) zu sein, ein Finanzbeamter des mittleren Dienstes, der aus Streichhölzern Baudenkmäler von der Golden-Gate-Bridge bis zum Eiffelturm nachbaut. Zum Dinner kommt es nicht, weil die Hexe in den Rücken Brochants schießt und er mit „Rücken“ daheim bleiben muss. Pignon, der bei Brochant vorstellig wird, schafft es innerhalb eines Abends, die Welt des Verlegers auf den Kopf zu stellen.

David Peters spielt in seiner ersten Rolle am Theater den vermeintlichen Trottel, der zielgerichtet in jedes Fettnäpfchen hereinspaziert. Dabei schafft er es, gekonnt die Rolle aufrecht zu halten, Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft mit einer gewissen Begriffsstutzigkeit zu verbinden. Vor allem ist sein Pignon eben kein Freak, sondern jemand, der für sein Hobby brennt und dabei leicht autistische Züge aufweist. Herrlich ist zu sehen, wie gekonnt sich er und Jannis Mattar die Bälle zuwerfen und miteinander agieren. Es ist ein schnelles Spiel von Aktion und Reaktion. Mattar ist durch gekonntes Einsetzen von Gestik und Mimik anzusehen, wie schockiert und genervt Brochant ist, wenn wieder einmal Pignons Hilfsbereitschaft gewaltig in die Hose geht.

Besonders die beiden Hauptakteure hatten ein immenses Pensum an Probenarbeit und Text in relativ kurzer Zeit zu absolvieren. Zu diesem Arbeitseifer kommt ein großes komödiantisches Talent bei beiden, das hilft, die zahlreichen Pointen so geschickt zu setzen ohne in Klamauk auszuarten. Auch die Nebenrollen, die die Handlung in eine andere Richtung lenken, machten ihre Sache gut, hier muss man besonders Thomas Becker als Steuerprüfer erwähnen, dem es durch geschicktes Agieren gelingt, Brochant nervös zu machen.

Aber das viele Proben hat auch Spaß gemacht. „Wir haben noch bei keinem Stück vorher so viel gelacht“, sagt Jannis Mattar. Ja, „Dinner für Spinner“ ist eine herrlich spritzige Komödie. Aber sie ist nicht nur lustig. Das Spiel macht auch den ernsten Hintergrund sichtbar: Wie gehen wir mit denen um, die „anders“ sind? Lorreng verzichtet hier bewusst auf schmückendes Beiwerk oder platte Gags, er zeigt den reinen Text im reinen Spiel. Die Figuren sind präzise ausgearbeitet, vielleicht hat es auch zum Gelingen beigetragen, dass Lorreng von jedem Schauspieler eine fiktive Rollenbiografie verlangt, damit er die Figur so besser erfassen und analysieren kann.

Schlicht und geradeaus wie die Regie ist auch das Bühnenbild. Zwei Türen, ein paar Bilder an der Wand, ein Podest mit Getränken, Telefon und Sitzgelegenheit. Kein überflüssiger Nippes, alles hat seine Funktion. Das Spiel fand auch Anklang beim Publikum. Langanhaltender Applaus nicht nur für die beiden Hauptdarsteller für eine Inszenierung, die zeigt, dass gutes und anspruchsvolles Theater auch im ländlichen Raum seinen Platz hat, denn diese hervorragende Aufführung würde so wie sie ist auch in jedem professionellen Kammertheater Anklang bei den Menschen finden.