Figaros Hochzeit
Von Gerd Sprenger
(nach dem Theaterstück von Beaumarchais)
Regie: Günther Lorreng
Aufführungen in Hauset
Samstag, den 28. Januar 2006
und Sonntag, den 29. Januar 2006
Grenz-Echo-Artikel vom 2. Februar 2006
Regisseur Günther Lorrengs Mut zum Wagnis wurde belohnt
Leicht verstaubte Komödie modern inszeniert
Von Elli Brandt
Hauset
Musik erschallt in voller Lautstärke – Mozart. Die Gäste warten auf »Figaros Hochzeit«. Als der Vorhang sich öffnet, erscheinen schwarze Gestalten und singen das Revolutionslied.
Mozarts »Figaros Hochzeit« hatte wohl keiner der Zuschauer in der Mehrzweckhalle in Hauset erwartet. Es ist das, was vor der Oper da war, hatte das Theater Gaudium in der Ankündigung seines Theaterstücks klargestellt: Es ist die Komödie, die P.A.C. De Beaumarchais 1784 schrieb. Eine so moderne Inszenierung der damals politisch brisanten, wenn auch im leichten Konversationston gehaltenen und heute leicht verstaubten Komödie haben wohl nur wenige dem Regisseur des Theaters Gaudium, Günther Lorreng, zugetraut. »Es war schon ein Wagnis«, gibt er zu. Der Mut wurde belohnt.
Minimalismus auf der Bühne und bei den Kostümen. »Na und, ist doch toll«, fanden die Zuschauer. »Kein Schnickschnack der ablenkt, da kommt es viel mehr auf die Leistung der Schauspieler an.« Die Bühne blieb karg. Hin und wieder ein Stuhl, mal ein Pult oder mehrere Stühle.
Figuren in Schwarz
Die Darsteller blieben Figuren in Schwarz. Nur der Graf durfte sich weiße Handschuhe anziehen, wegen der reinen, in Unschuld gewaschenen Hände. Was sich steigerte, war die Spielfreude der Darsteller und ihre Lockerheit auf der Bühne.
Wer die Oper kennt, der kennt die Handlung. Graf Almaviva ist ein alter Lüstling, der das Recht des Herrn auf die erste Nacht aus Liebe zu seiner Gattin abgeschafft hat. Doch nun bereut er diesen Schritt, zumal die schöne und kecke Zofe Susanne kurz vor der Hochzeit mit Kammerdiener Figaro steht. Andererseits ist der Graf ganz empfindlich, wenn es um seine Ehre und den Ruf seiner Gemahlin geht. Intrigen werden gesponnen, und es entbrennt ein Feuerwerk an spitzen Formulierungen, lustigen Redewendungen und Wortwitz.
Der Mittelpunkt sollte Figaro sein, als heimlicher Drahtzieher der Intrigen, als früher Revolutionär und als Verkünder von Einigkeit, Brüderlichkeit und Gleichheit, mal Herr, mal Knecht, mal voller Ehrgeiz, mal voller Frohsinn. Doch so richtig lässt die Inszenierung ihm die Rolle nicht.
Szenenapplaus
Viel zu gut ist der Geist von Marie-Antoinette, der die Zuschauer durch Beaumarchais Komödie führt, sie spitzfindig kommentiert. Im ausgefransten Gewand, mit weißem Gesicht und dem Kopf ihres »Dickerchens« unterm Arm huscht sie über die Bühne, mal durch den Zuschauerraum. Szenenapplaus und Lacher erntet der Gärtner, der mit Melone »Gerda« auf der Bühne erscheint. Wirkungsvoll bringt der Dorfrichter seinen Sprachfehler zur Geltung. Es gibt wieder Szenenapplaus.
Alle Schauspieler haben sich den tosenden Schlussapplaus und drei ausverkaufte Vorstellungen verdient. »Es war lustig, es war unterhaltsam«, meinte eine Zuschauerin. »Die zwei Ebenen – einmal das Spiel und dann die Kommentatorin – machten das Stück abwechslungsreicher.« Eine andere fand: »Es gibt ja viele lange Monologe, aber zum Glück werden zwischendurch ganz viele lustige Sachen gesagt und man kann richtig lachen.«
Während der Geist von Marie-Antoinette erzählte, hieß es für die Schauspieler in ihrer Bewegung erstarren. Doch selbst im »Nichtstun« zeigten die Laiendarsteller Präsenz. Sogar ihr Talent als Sänger müssen sie beweisen. »Das hat Überredungskunst gekostet«, verrät Günther Lorreng.