After Work
Eine Bürofarce von Markus Czeslik
Regie: Günther Lorreng
Samstag, den 27. Januar 2018
und Sonntag, den 28. Januar 2018
Aufführungen im Treffpunkt Hauset
(Mehrzweckhalle)
Grenz-Echo Bericht vom 30.Januar 2018
Laienbühne
Die Uraufführung von „After Work“ (Markus Czeslik) spielte am vergangenen Wochenende das Theater Gaudium.
Die bitterböse Farce zeigt Entwicklungen in der modernen Arbeitswelt auf.
Von Klaus Schlupp
Schwarze Hose, weißes Hemd. Genauso austauschbar wie die Arbeitsplätze, ein Tisch mit Laptop, sind die Mitarbeiter bei Gamma United, die irgendwo zwischen Hauset und Tokio ansässig ist. Sie heißen „Mann“ bzw. „Frau“ 1, 2, 3, laufen von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz und rufen den Firmenslogan „Work hard, stay calm, make history!“ (Arbeite hart, bleibe ruhig, mache Geschichte). Eine bitterböse Karikatur der modernen Arbeitswelt hat der Autor Markus Czeslik mit „After Work“ geschrieben, bei der dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken bleibt. Doch dann gehen die Zahnrädchen kaputt. Es gibt zaghaften Widerstand, Mann 1 (Olivier Kirschvink) stellt ein Bild seiner Frau auf den Arbeitsplatz, Frau 3 (Anne Renardy) kommt ein paar Minuten zu spät. Gegen diese Regungen von Menschlichkeit muss der Zuchtmeister Mann 2 (Jannis Mattar) einschreiten und mit allen arbeitsrechtlichen Maßnahmen drohen. Noch hat der Betriebsrat Mann 1 trotz miserablen Effizienzquotienten eine gewisse Machtstellung, aber Mann 2 erpresst Frau 3, ihn durch eine erfundene sexuelle Belästigung aus der Firma zu treiben.
Günther Lorreng hat mit seinem „Theater Gaudium“ die Uraufführung dieser bitterbösen Farce in jeder Hinsicht stimmig inszeniert. Eine kahle Bühne mit ein paar Arbeitstischen mit Laptops und einem größeren Tisch für das Inquisitionsgericht, geschickt installierte surrealistische Lichteffekte, die das Bühnengeschehen interpretieren. Die Schauspieler schaffen es mit kleinen spielerischen Mitteln, aus der Rolle des Rädchens herauszubrechen und ihre Menschlichkeit immer stärker zu zeigen. Einen schwierigen Part hatte sicher Anne Renardy mit einigen schwer zu sprechenden Monologen zu leisten und dabei ihre Figur der Mutter, die aus der Arbeiterrolle ausbricht, ja ausbrechen muss, zu erfüllen.
Jannis Mattar macht es jedenfalls einen riesigen Spaß den fiesen Zuchtmeister zu spielen, für den jede Fehlminute Abmahnungs- wenn nicht gar Entlassungsgrund ist. Aber auch Mann 2 muss am Ende aus der Rolle fallen. Interessant ist die Rolle des Mann 3 in ihrer Ambivalenz. David Peters erfüllt die Rolle des Mannes, der einerseits ein schmieriger Bürograbscher ist, andererseits aber auch jemand ist, der sehr menschlich reagiert und aktiv versucht, in dieser Menschenmaschine Betrieb etwas im menschenfreundlichen Sinn zu ändern. Auch die anderen Schauspieler, Melina Lauffs, Caroline Palm und Olivier Kirschvink spielten ausgezeichnet, was auch der Autor anerkannte, der es sich nicht nehmen ließ, samt Familie am Samstag von München nach Hauset zu kommen. Die Leistung von Günther Lorreng und seinem Team fand auch im Publikum Anklang. „Es wird auch in echten Betrieben immer mehr so, wie wir es auf der Bühne gesehen haben“, meinte ein Zuschauer. Joerg Lenssen vom Raerener Kommödchen, der sich mit seinen Spielern bei der „Konkurrenz“ umgeschaut hat, war ebenfalls sehr angetan von dem Spiel der Hauseter und der Regieleistung seines Kollegen. „Als Linker hätte ich mir ein schöneres Ende gewünscht“, meinte er aber. Tja, aber an ein Happy End im Sinne einer Revolution und Vermenschlichung ist hier nicht zu denken, und das ist auch richtig so. Das Stück erinnert an Charlie Chaplins „Modern Times“. Die Jury zeigte sich ebenfalls beeindruckt und vergab 96 Prozent für eine wirklich außergewöhnliche und stimmige Leistung aller Beteiligten und für ein Stück, das in der heutigen Zeit notwendig ist und hoffentlich von vielen Bühnen im Profi- und Laienbereich adaptiert wird. Zu schade ist, dass das Theater Gaudium keine weitere Aufführung plant. Das Stück wäre in dieser Inszenierung die ideale Grundlage, um über Entwicklungen im modernen Berufsleben zu diskutieren.